aus der Pfalz und der Kurpfalz

Beiträge mit Schlagwort ‘Alexander der Große’

Lairesse: Der triumphale Einzug Alexanders in Babylon, Teil 4 und Schluß

Bislang hatten wir in der Reihe „Der Triumphale Einzug Alexanders in Babylon“ die Vorhut, die Beute und die Gefangenen gesehen. Nun also folgen die „Streitrösser und Feldherren Alexanders“. Und was für welche.

In der Bildmitte dominiert ein Obelisk auf einem hohen Sockel die Szene. Links von ihm liegt ein zerfallener Säulengang, es könnten Überreste von einer Art Tempel sein. Um den Obelisken herum stehen sechs Pferde. Soldaten versuchen sie zu führen und scheinen gleichzeitig Mühe zu haben, sie zu bändigen. Die prächtigen Helme der Soldaten sprechen dafür, dass es sich hierbei um die Offiziere handelt. Und doch lenken sie Helme nur kurz davon ab, dass die Uniformen ansonsten eher armselig sind, die Offiziere tragen Sandalen, wenn sie überhaupt Schuhe tragen.

 Am rechten Bildrand steht eine Gruppe von drei Leuten. Ein Soldat wendet dem Betrachter den Rücken zu. Er hat einen Stock lässig auf die linke Schulter geschwungen, wie es ein fröhlicher Wanderer tut. Ein zweiter Soldat wendet sich ihm zu und deutet mit der ausgestreckten linken Hand auf den Weg. Er scheint den Wanderer eindringlich auf den Weg hinzuweisen, den er doch bitte einschlagen möge. Ein dritter Soldat steht unbeteiligt dabei. Die Szene hinterlässt einen Eindruck von Disziplinlosigkeit oder zumindest Desinteresse an den herbei drängenden Feldherren. Die sind ja auch mehr damit beschäftigt, ihre Pferde im Zaum zu halten.

Das letzte Bild schließlich heißt „Alexander der Große als Triumphator“. Nach längerem Warten erscheint nun also der Feldherr persönlich. Er steht auf einem Streitwagen, der von vier Pferden gezogen wird. Er trägt einen Vollbart, seine Toga wird auf der rechten Schulter mit einer Brosche gehalten. Um die linke Schulter trägt er einen Kranz aus Blättern, in der linken Hand hält er einen Stab, der von einer Frauenfigur gekrönt ist. Die Figur hält einen Kranz über Alexanders Kopf (natürlich nur, sofern Alexander den Stab gerade hält). So passiert er einen Torbogen und durchquert eine Art Gartenlandschaft.

Links und rechts des Wagens drängen sich Soldaten in guter Uniform an ihm vorbei und winken dem Betrachter zu. Auf dem Bild ist niemand, der sich um sie alle schert. Ein einfacher Soldat steht palmwedelnd neben dem Tor und schaut desinteressiert aus dem Bild heraus.

In der ganzen Bilderserie ist nichts von der Atmosphäre eines Triumphzuges zu spüren. Die Stadt Babylon ist nicht zu sehen, lediglich das Gelände vor den Toren, und das sieht zerfallen aus. Die Soldaten sind sehr einfach gekleidet und machen einen eher gelangweilten Eindruck, jedenfalls nicht den einer Armee, die gerade die damals bekannte Welt erobert hat. Und Alexander selbst scheint nicht mehr als ein einsamer Wagenlenker zu sein.

Aus heutiger Sicht macht die Bilderserie einen ironischen Eindruck. Vor einem solchen Heerführern braucht niemand Angst zu haben. Und die Macht wird im Augenblick des Triumphes mit dem Zerfall konfrontiert. So können die Bilder heute angesehen werden, auch wenn ich keine Ahnung habe, ob sie im 17. Jahrhundert so gemeint waren.

Lairesse: Der triumphale Einzug Alexanders in Babylon, Teil 3

Das Bild „Gefangene und Streitwagen“

 Es ist das Bild aus der Serie, das die meiste Bewegung enthält. In der Bildmitte stürzt ein Mann zu Boden, der allem Anschein nach ein Gefangener sein dürfte. Direkt hinter dem stürzenden Mann fährt ein einachsiger Wagen mit zwei Pferden davor. Er fährt vom Betrachter weg. Auf dem Wagen sitzt ein Mann, der die Zügel in den Händen hält und sich zu dem fallenden Mann hin umdreht. Am linken Bildrand steht ein berittener Soldat und beobachtet den Zug der Gefangenen eher teilnahmslos. Ein Fußsoldat neben ihm streckt seinen Arm in Richtung des Fallenden aus. Er bewegt sich jedoch nicht auf den Mann zu, um ihm etwa aufzuhelfen. Eher legt er Wert darauf, dass der Mann auch beim Sturz den Weg nicht verläßt. Am rechten Bildrand folgt dem Zug ein weiterer zweispänniger Streitwagen. Auf ihm werden Lanzen und Feldzeichen transportiert. Auch eine Volgescheuche ist wieder an Bord, mit der eine Uniform ausgestellt wird, um ihren Träger zu verspotten.

Verglichen mit den anderen Bildern ist auf diesem Gemälde tatsächlich was los, weil sowohl die Gefangenen als auch die siegreichen Soldaten um den fallenden Mann gruppiert sind.

Lairesse: Der triumphale Einzug Alexanders in Babylon Teil 2

Teil 2: Einzug der Tubenbläser

Auch dieses Bild wird in der Mitte optisch geteilt. Ein Baum ragt von dem Weg aus an den oberen Bildrand. Davor stehen zwei Fußsoldaten, und vor ihnen liegt ein Baumstamm, der bis zum unteren Bildrand reicht. Die linke Hälfte des Bildes füllen vier berittenen Tubenbläser. Was hier Tuba heißt, ist eher eine Art verlängerte Trompete, nicht mit einer heutigen Tuba vergleichbar. Die Bläser sitzen auf Pferden, sie bewegen sich nicht in militärischer Ordnung, wie das Thema des Bildes es vermuten ließe, sondern haben Mühe, die Pferde zu halten. Am linken Bildrand bewacht ein berittener Soldat die Szene. Die rechte Bildhälfte zeigt drei berittene Soldaten, alle tragen Helme, aber keine Schuhe. Einzug eines Herrschers ein wenig zu armselig interpretiert. Ich habe mir überlegt, welche Musik zu den Bildern passen könnte, und entschied mich für Guggemusik.

Teil 3: Kriegstrophäen und Feldzeichen.

Auf diesem Bild findet die Handlung am linken Bildrand statt. Zwei Pferde ziehen einen Triumphwagen und drohen durchzugehen. Ein Mann bändigt eines der Pferde, indem er sich mit gantzer Kraft gegen den Hals des Pferdes stemmt. Das Pferd ist also nicht besonders groß. Wie auch die Pferde, die weiter rechts einen weiteren Triumphwagen führen, kleiner sind als die Menschen, die neben den Pferden herlaufen. Am rechten Bildrand wendet ein Soldat zu Fuß dem Betrachter den Rücken zu. Auffällig noch ein Triumphwagen, der im Hintergrund zu sehen ist. Auf ihm wurde aus Lanzen eine Art Vogelscheuche gebaut. Sie ist mit Kleidern und einem Helm geschmückt unsd soll wohl einen besiegten Feldherren verspotten.

Gerard de Lairesse: Der triumphale Einzug Alexanders in Babylon

    Teil 1: Einzug durch das Stadttor.

 

Ich wollte ja noch einmal zu meinen Eindrücken der Ausstellung „Alexander der Große und die Öffnung der Welt“ zurück kommen. Die sieben Bilder aus der zwölfteiligen Serie „Der Triumphale Einzug Alexanders in Babylon“ von Gerard de Lairesse sind im Rahmen der Ausstellung eher Beiwerk. Ich habe mehrere Führungen beobachtet, die achtlos an den Bildern vorbei gingen. Zwei Besucherinnen wunderten sich darüber, dass die Bilder hinter Glas hängen, während doch einige der – ohne Zweifel – viel wertvolleren Objekte aus dem echten Babylon fast zum Anfassen waren. Und auch die Weiten des Internets haben zu speziell dieser Gemäldereihe nichts anzubieten. Grund genug also, sich mit diesem „Stiefkind“ mal näher zu befassen.

Die Gemälde stammen nicht aus der Zeit Alexanders, sondern wurden im Jahr 1690 gemalt. Es handelt sich also um eine Interpretation über Alexander. Sie stammen auch nicht aus Kleinasien, sondern aus der Sammlung des Kurfürsten Johann Wilhelm. Seit 1720 hingen die Bilder im Mannheimer Schloß, von wo aus sie später nach München gelangten. Und so besteht der direkte Bezug zur Kurpfalz, womit ich dann noch die Kurve zu dem Kontext dieses Blogs geschafft habe.

Nebeneinander hängend füllen die Bilder eine ganze Wand, denn jedes ist geschätzte 90 cm breit und geschätzte 50 cm hoch. Es sind Grisallien, die Figuren sind grau, die Landschaftselemente leicht farbig. Was mich veranlasste, längere Zeit vor den Bildern zu verweilen, ist die Tatsache, dass sie so völlig dem prachtvollen Charakter der echten Stücke aus Babylon widersprechen. Was als Triumphzug tituliert ist, stellt scheinbar einen lustlosen Herrscher über einen wilden Haufen lustloser Soldaten dar, die in eine verfallene Stadt einziehen. Genau diese Brüche haben mich amüsiert. Aber der Reihe nach.

Das erste Gemälde heißt „Einzug durch das Stadttor“. Das Bild wird in der Mitte geteilt durch die Seitenansicht eines Stadttores. Das Tor selbst ist nicht zu sehen, sondern nur das Mauerwerk, in dessen Vordergrund Reste einer gestürzten Säule liegen. Links des Tores steht eine Menschenmenge, alle schauen und winken zum Stadttor hin. Was im Tor selbst vor sich geht, bleibt dem Betrachter aufgrund der Seitenansicht verborgen, lediglich das Hinterteil eines weißen Pferdes ist zu sehen. Ihm (dem Pferd, nicht dem Hinterteil) folgen noch zwei Schimmel. Im Hintergrund ein weiteres Tor mit hochgezogenem Gatter. Vor allem letzteres erweckte den Eindruck einer eher mittelalterlichen Interpretation dieses Triumphzuges. Auf jeden Fall ist der Triumphzug hier angedeutet, wie er in eine ganz und gar nicht prachtvolle Stadt einzieht. Vielleicht kommt ja auf den nächsten Bildern noch mehr. Fortsetzung folgt jedenfalls.

 

Alexander der Große und die Öffnung der Welt oder Die Badewanne

Zur Zeit ist die Ausstellung „Alexander der Große und die Öffnung der Welt“ im Reiß-Engelhorn-Museum zu sehen. Natürlich habe ich mir das Ereignis nicht entgehen lassen. Eine gute Beschreibung findet sich im Zeitreisen-Blog.

Ich bin in Ausstellungen immer von der Fülle der Eindrücke erschlagen. Also versuche ich, die Dinge für mich zu sortieren. Manches nehme ich gar nicht richtig wahr, anderes umso deutlicher, manches vergesse ich gleich wieder. Und manchmal bleibt was hängen. Alles was ich schreibe ist also nur mein Eindruck, nichts sonst.

Gleich nach dem Betreten der Ausstellung steht man vor einer großen Wandkarte. Durch Knopfdruck leuchten Städte, Stadtgründungen und Straßen auf. Das vermittelt einen Eindruck der großen Entfernungen, die Alexander der Große zurück gelegt hat.

Gleich daneben kann man zwei Kriegshelme aus Kupfer und Bronze aufsetzen, um ein Gefühl für das Gewicht zu bekommen, das die Krieger mit sich rumschleppen mussten. Anschließend sind Reste echter Helme zu sehen.

Der eigentliche Höhepunkt der Ausstellung sind Exponate aus Kleinasien. Viele dieser Stücke sind Leihgaben aus Museen in Usbekistan, Afghanistan, Tadschikistan, was die Schau zu Etwas Besonderem macht. Und sie stammen von verschiedenen Ausgrabungsstätten in Kleinasien, um den weiten Raum abzudecken.

Dabei geht es um Völker, deren Namen ich zuvor noch nie gehört habe. Die wurden von Griechen erobert, übernahmen von ihnen Techniken und Formen. Also sieht man Münzen, Schmuck und Kultfiguren, aus Silber, Ton oder Elfenbein. Außerdem sieht man Stücke von Tontafeln und Statuen aus verschiedenen Jahrhunderten, meist in unspektakulärer Größe (also höchstens so groß wie ein „Oscar“, oft kleiner), aber detailreich gearbeitet. Von Ausgrabungen einer Tempelanlage sind viele buddhistische Objekte ausgestellt.

Die Ausstellung ist insgesamt über mehr als 10 Räume verteilt. Wer da nicht so nebenbei durchfegt, sondern versucht, etwas in Erinnerung zu behalten, muss sich für ein paar wenige Dinge entscheiden. Ich blieb lange vor einer Vitrine mit einigen Bechern und Vasen aus Glas stehen. Das Glas war blau gefärbt und aufwändig verziert, einfach schön. Und vor einer Gemäldeserie, die Thema eines eigenen Beitrages wird.

In der Berichterstattung ist viel von der ausgegrabenen Badewanne die Rede. Sie ist das größte ausgestellte Objekt. Vor allen Dingen kann man mit ihr eine Brücke vom damaligen zum heutigen Alltag bauen. Trotzdem fand ich sie eher unspektakulär. Für mich war sie einfach eine Wanne.

Sehenswert ist die Ausstellung auf jeden Fall. Es ist einfach eine überwältigende Fülle an wunderschön gearbeiteten Stücken. Jeder Besucher kann für sich Höhepunkte finden. Und man bekommt einen Eindruck davon, dass es schon immer und überall auf der Welt hoch entwickelte Kulturen gab.

Ein kleines Ärgernis ist die Ausgestaltung des Kombitickets. Der Eintritt kostet 10 Euro. Im Nachbarmuseum findet eine weitere Ausstellung statt, Das Gold der Steppe. Eintritt dafür kostet auch 10 Euro. Das Kombiticket für beide kostet 15 Euro, ist aber nur gültig, wenn beide Ausstellungen am gleichen Tag besucht werden. Die Eindrücke von zwei Ausstellungen kann man aber nicht an einem Tag verarbeiten.